Das ist wohl das, was meinen Hund am besten beschreibt.

Dr.Watson heißt das Unikat und wurde am 1.3.2022 bei den Spreitzers in Pernitz geboren. Was ihn so besonders macht ? DIE Pfote, wie sie von uns nur noch beiläufig genannt wird. Der Start ins Leben verlief für ihn etwas schwieriger als seine Geschwisterchen und daraus resultierte seine Vorderpfote, welche etwas dünner ist als seine anderen und ein wenig verkümmert. Eine Vollbelastung ohne seinen Schuh ist daher für ihn schwierig, wodurch er einen unverwechselbaren Hoppelgang an den Tag legt, an dem man ihn schon von weiten erkennt.

Für andere wäre das vielleicht schon das Ende der Geschichte. Ein Hund mit Handicap kommt für viele noch immer nicht in Frage. Die Gründe sind sicher unterschiedlich, aber vielleicht können Dr.Watson und ich trotzdem den einen oder anderen davon überzeugen, dass so ein Tier auch eine Lebensbereicherung und keine Belastung sein kann.

Die meisten die Dr.Watson kennenlernen sind erstmal erfüllt von Mitleid: „Ach der Arme, kommt er mi so einer Pfote zurecht?“. Ich muss dann immer ein wenig lachen, denn Dr.Watson hat natürlich den passenden Blick parat, der keinen Zweifel daran lässt das dieser Hund das ärmste Wesen auf diesem Planeten ist. Er weiß genau wie seine Pfote auf andere wirkt und nutzt sein Handicap schamlos für seine Vorteile. Eine Extrastreicheleinheit da, ein Zusatzsnack für den armen Hund dort. Was aber niemand sieht ist, dass ihn seine Pfote null und ich meine wirklich null beeinträchtigt.

Wenn ich in der Arbeit bin verbringt er seine Zeit bei seinem Kumpel Loki (den Golden Retriever meiner Eltern). Dort sprintet er mit überhöhter Geschwindigkeit über den Hof und die Wiesen, auf vier Pfoten – wie die anderen „normalen“ Hunde auch. Sobald er das Gefühl hat ein Mensch beobachtet ihn, verwandelt er sich wieder zu einem dreibeinigen Hoppelhasen.

Wenn wir frei haben begleitet er uns auf lange Spaziergänge, Wanderungen oder wir gehen mit ihm in den Tierpark. Bei solchen Unternehmungen bekommt er seinen Wanderschuh angezogen, da es ihm das Auftreten auf kleinen Steinchen oder spitzen Felsen erleichtert. Nach solchen Aktivitäten ist er müde – wie die anderen „normalen“ Hunde auch.

Wenn er etwas haben möchte, legt er seine Pfote auf meinen Oberschenkel, schaut mich mit riesigen Augen an und eventuell beginnt er zu winseln – wie die anderen „normale“ Hund auch.

Wenn wir nach Hause kommen und er uns an der Haustür hört, rast er die Treppe hinunter – ohne Hilfe, wie jeder andere „normale“ Hund auch.

Wenn er beim Spaziergang im Wald eine Fährte aufnimmt, gibt es an der Leine kaum noch ein Halten und es wirkt vermutlich manchmal so als ob der Hund mit mir spazieren geht. Dabei legt er denn Allradantrieb mit allen vier Pfoten ein – wie jeder andere „normale“ Hund auch.

Wenn nach dem Winter der Boden auftaut, gräbt er Löcher wie ein Maulwurf – wie jeder andere „normale“ Hund auch.

 

Diese Liste könnte ich jetzt ewig fortsetzen, aber ich denke es wird erkennbar, dass mein Hund optisch vielleicht anders ist, aber auf emotionaler und kognitiver Ebene ist er gleich wie andere Hunde auch.

Seine Pfote hat ihn vor keinen pubertären Blödsinn und von keinem Abenteuer abgehalten. Er hat gelernt DIE Pfote als Kommunikationsmittel zu nutzen und gestikuliert sehr viel mit ihr, was es für uns manchmal sogar leichter macht zu erkennen was er von uns will.

Natürlich ist nicht alles nur zu romantisieren. Uns war von Anfang an klar, dass es durch die Veränderte Belastung zu Problemen in der Hüfte kommen kann. Doch auch solche Bedenken lassen sich leicht aus dem Weg räumen. Im Fall von Dr.Watson reicht es alle 6-8 Wochen zur Hundephysiotherapie zu gehen. Dort wird er auf Verspannungen und Veränderungen kontrolliert und massiert. Damit wollen wir ihm möglichst lange ein schmerzfreies Leben ermöglichen.

 Ich habe schon viele Sachen über meinen Hund gehört: „Wie bemitleidenswert er schauen kann.“, „So einen schönen Setter sieht man selten.“, „Wie toll sein Fell glänzt.“ und so weiter. Was ich aber noch nie gehört habe ist, dass mein Hund wegen seiner Pfote hässlich oder sein Leben nicht lebenswert sei. Manch einen fällt seine Pfote überhaupt nur deshalb auf, weil er sie den Menschen selbst präsentiert oder er seine Schuh anhat.

In unserem Heimatdorf hat „Der hoppelnde Setter“ schon Kultstatus und jeder in der Nachbarschaft kennt und liebt ihn.

Damit schließen Dr.Watson und ich unseren kleinen Erfahrungsbericht und möchten euch nur noch eines mit auf den Weg geben:

„Keep calm, it’s just a dog with a handicap.“